Bulgarien

Ähnlich wie bei Rumänien, kommen einem bei Bulgarien schnell Vorurteile in seinem Kopf. Selbst in Rumänien haben uns viele Rumänen geraten nicht nach Bulgarien zu fahren, damit wir nicht mit dem Zug nach Hause fahren müssen. Andrea war in der Zwischenzeit so verunsichert, das Sie wirklich überlegt hatte Bulgarien sein zu lassen. Aber zum Glück sind wir hin gefahren…

An der Grenze war gerade nichts los, trotzdem hat es Ewigkeiten gedauert, da die Grenzer die Zeit genutzt haben um einen ausführlichen Blick in Ausweise, Auto und Wohnwagen zu werfen. Und auch das kaufen der Maut Vignette hat wieder länger gedauert, da die Geräte an der Grenze kaputt waren oder die Geschäfte entlang der Straße geschlossen hatten. Zwischendurch haben wir sogar den Wohnwagen abgekoppelt und Alina und ich sind alleine auf der Suche nach einer Verkaufsstelle gewesen. Irgendwann haben wir die Suche aufgegeben, die Bulgaren die wir immer wieder gefragt hatten, meinten wir sollen einfach fahren uns aber nur nicht von der Polizei erwischen lassen 🙂

Wir hatten vorher über Park4Night schon einen Stellplatz in der Nähe von Warna rausgesucht. Mit dem Besitzer hatten wir auch telefoniert um zu klären, ob er auch wirklich auf hat. Dabei meinte Andrej, wenn wir denken das die Straße aufhört, sollen wir trotzdem weiter fahren. Und so war es dann leider auch, als wir das Dorf schon hinter uns gelassen hatten und zwei mal ausgestiegen waren um zu gucken ob wir den Weg überhaupt fahren können, ist der Campingplatz vor uns aufgetaucht. Zum Glück war der Platz auch besser als befürchtet, so das wir geplant hatten ein bis zwei Wochen zu bleiben.

Die nächsten Tage haben wir dann die Umgebung Richtung Schwarzem Meer erkundigt und einen ersten Tagesausflug nach Varna gemacht. Die Stadt liegt in einem Flussdelta und ist bereits seit Jahrtausenden besiedelt und daher ist aus allen Epochen eigentlich etwas vertreten, von römische Thermen, griechischen Mauern, orthodoxen Kirchen über sozialistische Hochhäuser… Am Ende sind wir dann am Hafen gelandet, wo wir eine kleinigkeit Essen wollten… Falls jemand von Euch einmal in Warna sein sollte, können wir mit gutem Gewissen das alte Piratenschiff empfehlen, für kleines Geld gibt es wirklich die leckersten Sachen. Es sollte für uns auch nicht das letzte mal sein das wir dort waren.

Am nächsten Tag haben wir einen Ausflug zu einem Stein Wald unternommen. Über eine Länge von ca. 8 km stehen immer wieder bis zu 10m Hohe Steinsäulen in der Erde. Früher hielt man sie für die Überreste einer griechischen Stadt, sind aber natürlichem Ursprung. Ihre genaue Entstehung kann man sich aber immer noch nicht erklären. Nach zwei Stunden hatten wir uns an alten Steinen satt gesehen und sind mit dem Auto noch etwas durch Warna´s Industrierunienen gefahren.

Die nächsten Tage haben wir es mal wieder etwas ruhiger angehen lassen und sind nach Varna zum Shoppen gefahren, haben noch die letzten warmen Tage am Strand genossen oder kleinere Ausflüge in der Umgebung gemacht, wie z.B. zum Aladja-Kloster, einem Kloster in einer offenen Felswand oder nach Baltschick zum Sommerschloss der rumänischen Königin. Auch konnten wir noch ein paar Sachen fertig machen, z.B. hatte uns noch Schaumstoff gefehlt hatten damit wir auf der Campingbox im Auto schlafen können. Und wenn es einmal etwas zu kalt geworden ist, sind wir nach Warna in eine der Shopping Malls zum Zeitvertreib gefahren.

Highlights waren noch eine Tour ins ca. 2 Stunden entfernte Nessebar. Einer Halbinsel die schon zu Zeiten der alten Griechen besiedelt war und heute UNESCO Weltkulturerbe ist. Oder die Hafenstadt Burgas, mit Ihren Parks und dem ersten Weihnachtsmarkt der Saison für uns.

Zwischendurch hatten wir bei Andrej auch noch eine Jepp Safari gemacht. Mit noch zwei anderen Landrover sind wir 3 Stunden in den Bergen um den Goldstrand unterwegs gewesen und am Enge gab es bei uns auf dem Campingplatz noch eine kleine Feier, sowie die Erkenntnis das es schlechtere Wege als rumänische Landstraßen gibt 🙂

Ein weiteres Highlight war noch eine Tour nach Prowdija. Hier ist angeblich die älteste stadtartige Anlage auf europäischem Boden gefunden worden. Hoch oben über der eigentlichen Stadt, liegt eine große Festungsanlage, die zu allen Seiten steil abfällt und einen herrlichen Ausblick bietet.

Generell ist es in der Zwischenzeit kälter geworden, dennoch hatten wir nicht das Bedürfnis weiter zu fahren. Ich kannte das schon von meiner Weltreise, das man nach zwei, drei Monaten des Reisens, erschöpft ist von neuen Eindrücken und sich danach sehnt eine vertraute Umgebung zu haben. Am Ende sind wir dann auch 5 Wochen bei Andrej auf dem Platz geblieben und hätten es wahrscheinlich auch noch länger dort ausgehalten.

Irgendwann war es aber auch für uns mal wieder an der Zeit weiter zu fahren, zumal sich für Griechenland Besuch angekündigt hatte und wir somit wieder ein festes Ziel hatten.

Zuerst hieß es aber noch Abschied nehmen, unter anderem von Mimi, dem Hund auf dem Campingplatz den Alina und Elian sehr liebgewonnen haben. Die Abfahrt mit dem Wohnwagen war dann nicht ganz so einfach, da wir vom Campingplatz einen Berg hochfahren mussten, der wegen des Matsch, manchmal schon mit dem Auto alleine Probleme bereitet hatte. Wir haben deshalb alles was schwer ist und leicht zu transportieren (z.B. Fahrräder, Kinder) ausgeladen und ich bin alleine den Berg hoch gefahren. Zum Glück ist alles gut gegangen und die Räder haben nur ein paar mal durchgedreht. Aber es hat uns gezeigt wo die Grenzen liegen.

Mal wieder auf der Straße zu sein hat sich komisch angefühlt, vertrautes hinter sich zu lassen, aber wir haben uns auch gefreut mal wieder neues kennen zu lernen.

Über die gut ausgebaute Autobahn sind wir dann weiter ins Landesinnere Richtung Plovdiv, nach Tsalapitsa gefahren. Leider war der Platz auf dem wir uns stellen wollten so lehmig, das wir es nicht geschafft hatten uns richtig hinzustellen, sondern mitten auf dem Platz festgefahren haben. Da nicht zu erwarten war das noch mehr Camper kommen war es ok aber ärgerlich.

Am nächsten Tag sind erst einmal nach Plovdiv gefahren. Die Stadt war eine der beiden Kulturhauptstädte Europas 2019 und jeder den wir bislang getroffen hatten meinte das wir da auf jeden Fall hin müssten.

Plovdiv ist im Vergleich zu den anderen Städten die wir in Bulgarien kennengelernt haben sehr bunt und alternativ. Auch schon seit Ewigkeiten besiedelt finden sich immer wieder versteckt einige Ausgrabungen, alte Siedlungen oder imposante Bauten. Hierzu zählen das alte römische Stadion mitten in der Fußgängerzone, das alte römische Theater, sowie Nebet Tepe, einer der sechs Hügel in Plovdiv auf dem die erste Siedlung ca. 4.000 vor Christi errichtet wurde. Aber auch sich einfach durch die Stadt treiben lassen hat Spaß gemacht, da sie ein sehr eigenes und schönes Flair hat. Vor kleinen Läden saßen die Besitzer in der Wintersonne und haben geschnackt oder Musik gemacht, so das überhaupt kein Winterblues aufkommen konnte.

Für den nächsten Tag hatten wir eine Tour zu den 7 Rila-Seen geplant. Google Maps hatte für die letzten 3 km aber ca. 45 Minuten angezeigt , deshalb sind wir etwas stutzig geworden. Als wir dann die letzte Abzweigung nehmen sollten wussten wir auch warum. Die Straße war komplett zugeeist und selbst mit Schneeketten wären wir wahrscheinlich den Berg nicht hochgekommen. Wir sind dann auf der geräumten Straße noch etwas weiter gefahren und standen auf einmal vor einem Sessellift. Die Frau am Kassenhäuschen meinte das es von oben noch ca. 20 Minuten zu den ersten Seen sind. Als wir dann oben waren hieß es aber schon ca. 2 Stunden, und mit unseren Schuhen hätten Sie sowieso zweifel. Wir haben es dann mal drauf ankommen lassen. Nach einer 3/4 Stunde haben wir dann aber doch umgedreht, da wir alle durchnäßte Schuhe hatten. Besonders Alina hat uns deutlich gemacht, das Sie keinen Schritt weiter gehen will. Das wir am Ende keinen Blick auf die Seen werfen konnten ist schon Schade, da es eines der Highlights in Bulgarien ist. Wir sind dann aber wieder den Berg runter und da wir jetzt noch etwas Zeit hatten, wollten wir noch weiter zum Rila Kloster fahren, was ca. 90 Minuten entfernt lag und wir eigentlich für den nächsten Tag geplant hatten.

Auf dem Weg dahin sind wir aber in eine Polizeikontrolle gekommen. Es war auch alles kein Problem bis zu dem Punkt wo Sie die „Grüne Versicherungskarte“ haben wollten. Für den Wohnwagen hatten wir sie auch dabei. Für das Auto war diese aber bei Marina, die uns später in Griechenland besuchen wollte. Da Bulgarien aber in der EU ist, wird sie eigentlich auch nicht benötigt. Die ganze Aktion hat dann etwas länger gedauert und wir sollten auch 400€ Strafe zahlen. Sie waren schon dabei das Ticket zu schreiben, als Sie dann mit Blick auf die Kinder aber gesagt haben wir könnten doch weiter fahren. Bis heute wissen wir nicht ob Sie einfach nur Schmiergeld haben wollten oder ob Sie wirklich nur ein Auge zugedrückt haben. Da beide aber die ganze Zeit über sehr freundlich und locker waren, gehen wir mal vom dem Guten aus.

Als Abschluss unserer Bulgarien Tour stand noch Sofi, die Hauptstadt, auf dem Zettel. Auch wenn der Verkehr ähnlich wie in Bukarest war, haben wir relativ schnell einen Parkplatz im Stadtzentrum gefunden und sind einfach mal drauf los gegangen. Die ältesten Zeugnisse in Sofia sind ca. 8.000 Jahre alt, dennoch hat die Stadt kaum ältere Sehenswürdigkeiten. Neben ein paar alten Kirchen, Moscheen und Gebäuden wie der Markthalle scheint die Stadt erst seit dem Kommunismus zu existieren. Ähnlich wie in Bukarest, dominieren Zuckerbäckerbauten und Prachtstraßen, was schon sehr Schade ist. Überraschend war für uns noch ein deutscher Weihnachtsmarkt, alle Hütten und Speisekarten waren auf Deutsch beschriftet und besonders witzig war, als über die Lautsprecher Rolf Zuckowski „In der Weihnachtsbäckerei“ lief, haben alle Kinder textsicher und laut mit gesungen haben.

Mit Sofi haben wir dann auch nach fast 6 Wochen unser Bulgarien Kapitel beendet, was bleibt uns von Bulgarien erhalten? Auf jeden Fall einmal unser Auto 🙂 Am Anfang waren wir schon sehr vorsichtig und haben immer versucht uns auf bewachte Parkplätzen zu stellen, mit der Zeit haben wir dies aber immer mehr sein gelassen. Wir glauben es ist nicht verkehrt vorsichtig zu sein und nicht immer mit Geld rum zu wedeln, aber es gibt auch hier teurere Autos als das unsere und die Menschen die wir kennengelernt haben, sahen auch nicht nach Banditen aus, sondern waren super nett und hilfbereit. Überraschend war für uns auch wie modern und aufgeschlossen Bulgarien ist. Es gibt zwar noch den Bauern mit Pferdekutsche, aber auch moderne Shooping Malls und gut ausgebaute Straßen und von Andrej, dem ca. 60 jährigem Campingplatzbesitzer, habe ich mehr über Bitcoins gelernt als durch Wikipedia. Auch ist Bulgarien sehr abwechslungsreich, es gibt naturbelassene Gegenden wie den Rila Nationalpark oder das Balkan Gebirge, aber auch den Ballermann des Ostens mit dem Goldstrand oder lebendige Städte wie Plovdiv. Für uns ist Bulgarien auf jeden Fall ein Land in das wir noch einmal wieder kommen werden, und für das wir hoffen durch diesen Blog einige Vorurteile beseitigen zu können.

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